Kommunikation

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Kommunikation ist in aller Munde. Man weiß schon gar nicht mehr, was damit gesagt werden soll und kann es auch schon gar nicht mehr hören – ist nicht alles Kommunikation?
Tatsächlich ist Kommunikation ein Grundmerkmal allen Lebens. Alle lebenden Systeme sind dadurch gekennzeichnet, dass ihre einzelnen Bestandteile miteinander kommunizieren und dass auch die einzelnen Systeme (die wiederum Bestandteile übergeordneter Systeme sind) miteinander kommunizieren, heißt: Informationen austauschen. Die Information, über die ein Systemmitglied verfügt, muss den anderen Systemmitgliedern mitgeteilt werden, damit das System insgesamt adäquat auf die Anforderungen des Lebens (=einer sich ständig verändernden Außen- oder Innenwelt) reagieren kann. Die einzelnen Systemmitglieder verfügen über unterschiedliche Informationen, weil sie unterschiedliche Rollen im System einnehmen (das Auge erfasst andere Informationen als das Ohr), sie sind mehr oder weniger spezialisiert und darauf angewiesen, dass die Einzelinformationen miteinander verknüpft und verarbeitet werden. Auch umgekehrt fließen dann wieder Informationen an die einzelnen Systemmitglieder, damit diese weiterhin im Sinne des Gesamtsystems arbeiten können und ggf. Unstimmigkeiten rückmelden können (Feedback).
Darüber hinaus werden Informationen nie objektiv wahrgenommen und weitergegeben, sondern von vornherein interpretiert. Die Art und Weise der Interpretation ist von vielen Faktoren abhängig, u.a. von der Vorerfahrung, der emotionalen Verfassung, den Intentionen.

Kommunikation dient nicht nur dazu, ein möglichst vollständiges Bild vom Patienten und dessen Umfeld zu erhalten, sondern auch dazu, die unterschiedlichen „Beobachter“-Standpunkte, welche für die Entstehung unterschiedlicher Bilder verantwortlich sind, gegenseitig sichtbar und somit verständlich und nachvollziehbar zu machen. Als Metapher sei an die Geschichte von den Blinden erinnert, die abhängig von ihrem Standpunkt einen Elefanten entweder als schlangenähnliches Wesen (Rüssel), als flaches Blatt (Ohr), als säulenartig (Bein) u.s.w. beschreiben und nur durch Einbeziehung ihrer Ausgangsposition zu einem annähernd wirklichkeitsgetreuen Bild kommen werden.
Der Abgleich der unterschiedlichen Standpunkte und Perspektiven ist eine der Aufgaben von Supervision.

Es ist offensichtlich, dass menschliche Kommunikation sehr „störanfällig“ und somit von Missverständnissen geprägt ist. Zahlreiche Beispiele dafür ließen sich auch aus dem palliativen Berufsalltag finden: „Wir haben doch klar vereinbart, dass…“, „Der Patient wurde x-Mal aufgekläft“, „Mir war nicht klar, mit welchen Konsequenzen die Entscheidung verbunden war“ etc.
Es kommt also nicht nur darauf an, dass miteinander kommuniziert wird, sondern auch wie. Es gibt viele psychologische Modelle, die Kommunikation untersuchen und deren Funktionsweise transparent machen, etwa „die vier Seiten einer Nachricht“ von Schulz von Thun oder die „Gewaltfreie Kommunikation“ nach Marshall B. Rosenberg. Es kann als Tatsache gelten, dass Kommunikation geübt werden muss, da wir aus Gewohnheit bzw. aus Un-Achtsamkeit immer Gefahr laufen, aneinander vorbei zu reden.

Bei der Kommunikation ist letztlich ausschlaggebend, was wirklich beim Patienten (bei Angehörigen, bei Kollegen etc.) ankommt. Es empfiehlt sich nachzufragen, was von dem, was gerade erklärt wurde, beim Anderen angekommen ist („Mir ist wichtig, dass Sie das Gesagte richtig verstanden haben. Würden Sie bitte kurz in Ihren Worten wiedergeben, was Sie verstanden haben?“).