Inhalte
- Definition, Historie und Strukturen
- Palliative Haltung
- Krankheitsbilder und Verläufe bei Tumorerkrankungen
- Krankheitsbilder und Verläufe bei Nicht-Tumorerkrankungen (neurologische Erkrankungen, Erkrankungen des Herz-/Kreislaufsystems und der Lunge, geriatrische Palliativversorgung)
- Leitsymptome (Schmerz, Atemnot, Übelkeit, Angst etc.)
- Diagnostik, Dokumentation und Evaluation
- Forschung
- Organisation und Verwaltung
- Psychologische Behandlungsziele
- Teamarbeit
- Berufliches Selbstverständnis
- Ethik, Recht und Entscheidungsfindung
Methoden
Vorträge, Übungen, Kleingruppenarbeit, Microlearning, kollegialer Austausch
Referenten
Dorothée Becker, Dr. Daniel Berthold, Jan Gramm, Dr. med. Marie Hahnen, Urs Münch, Dr. Timo Sauer, Dr. med. Wördehoff
Erläuterungen
Definition, Historie und Strukturen (Dorothée Becker, Jan Gramm)
Im Grundlagen-Block soll Basiswissen vermittelt werden, das berufsgruppenübergreifend als unabdingbar für die Arbeit in der Palliativversorgung gelten kann. Dazu gehört die Palliativ- und Hospiz-Geschichte, welche wir durch Pioniere der Palliativversorgung und/oder über eine Art Postergalerie, welche wir eigens für die Weiterbildung entwickelt haben, lebendig werden lassen wollen. Außerdem schauen wir uns gemeinsam den Film „Noch 16 Tage. Eine Sterbeklinik in London“ aus dem Jahr 1971 an.
Palliative Haltung (Jan Gramm)
„Palliative Haltung“ nehmen wir wörtlich: Mit Skulpturarbeit haben wir hier gute Erfahrungen gemacht. Der offene Austausch darüber, wie wir zur Palliativversorgung gefunden haben, was uns dazu motiviert, was uns dabei berührt, stellt eine wichtige Reflexionsebene dar.
Krankheitsbilder und Verläufe bei Tumorerkrankungen (Dr. Marie Hahnen)
Auch Wissen über Krankheitsbilder ist notwendig: Mittels Crash-Kurs werden onkologische Erkrankungen, Verläufe, Behandlungen, Begrifflichkeiten vermittelt. Viele Palliativpsychologen sind nicht gleichzeitig Psychoonkologen, aber die meisten Palliativpatienten leiden an einer Krebserkrankung und haben somit auch eine spezifische Behandlungsgeschichte hinter sich.
Krankheitsbilder und Verläufe bei Tumorerkrankungen (Dr. Dietrich Wördehoff)
Wenn auch bislang überwiegend Menschen mit Krebserkrankungen aufgenommen werden, finden doch immer mehr Patienten mit nicht-onkologischen Erkrankungen den Weg in die Palliativversorgung. Daher wird ebenso Wissen über Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen (z.B. COPD) oder neurologische Erkrankungen (ALS, Parkinson) vermittelt. Hier unterscheiden sich Krankheitsverläufe, Behandlungswege und somit die Vorerfahrungen und Erwartungen der Patienten und Angehörigen teilweise erheblich von den Tumor-Erkrankungen.
Leitsymptome (Dorothée Becker)
Da in der Palliativarbeit das Augenmerk auf dem Patienten liegt (und nicht auf der Erkrankung), steht die Behandlung der Symptome im Vordergrund. Die Leitsymptome werden durch erfahrene Krankenpflegerinnen nicht nur vermittelt, sondern auch über Selbsterfahrungselemente nachvollziehbar gemacht. Sterben ist ein sehr körperliches Geschehen, und daher ist es gerade für Psychologen wichtig, die Bedeutung dieser Dimension zu erfassen (im Interventionsblock wird dann vermittelt, welchen Beitrag Psychologen zur Linderung körperlicher Symptome leisten können).
Diagnostik, Dokumentation und Evaluation (Urs Münch)
Die psychologischen diagnostischen Verfahren, die im Palliativbereich Einsatz finden, sind überschaubar – daher auch umfassend lehrbar. Und natürlich sollte jeder Psychologe im Pallitivbereich ein Genogramm erstellen, damit arbeiten und dieses Instrument weitervermitteln können.
Psychologen sollten auch wissen, wie Palliativversorgung – und somit auch ihre Arbeit – bezahlt wird und auf welchen gesetzlichen Grundlagen stationäre und ambulante Versorgung fußen.
Auch Formen der Dokumentation werden vorgestellt und der Umgang mit der Schweigepflicht diskutiert.
Psychologische Behandlungsziele (Jan Gramm)
Auch wenn sich Palliativversorgung an den individuellen Bedürfnissen der Patienten ausrichtet, so gibt es doch allgemein formulierbare Behandlungsziele. Diese unterscheiden sich häufig von denen in der Psychoonkologie oder der Psychotherapie.
Teamarbeit, Berufliches Selbstverständnis (Jan Gramm)
Teamarbeit und berufliches Selbstverständnis hängen eng miteinander zusammen. Da Psychologen im medizinisch orientierten Gesundheitssystem kaum etabliert sind, muss ein selbstverständlicher Umgang miteinander erst wachsen. Oft wird von „psychosozialer Versorgung“ gesprochen, dabei wird aber wenig differenziert, worin sich die Aufgaben von Psychologen, Sozialarbeitern und Seelsorgern genau unterscheiden. Über die Weiterbildung soll das eigene Profil geschärft und die Vermittlung des eigenen Tuns geübt werden.
Forschung (Dr. Daniel Berthold)
Da Psychologen durch ihr Studium grundlegende Kenntnisse in Forschungsmethodik haben, und auch einige mit Forschungsaufgaben betraut werden, ist eine (in Zahlen: 1) Unterrichtseinheit diesem Thema gewidmet. Wir haben ein Konzept entwickelt, über welches wir Forschung gleichzeitig vermitteln und praktizieren – und dabei noch ein wichtiges Weiterbildungsthema aufgreifen: Kursübergreifend wird die Fremdeinschätzung verschiedener Berufsgruppen untersucht. Die Weiterbildungsteilnehmer bilden eine Forschergemeinschaft, wodurch einzelne Aufgaben verteilt werden können und in kurzer Zeit eine ausreichende Anzahl an Befragungsteilnehmern erreicht werden kann. Vom ersten Weiterbildungskurs ist bereits eine Posterpräsentation entstanden.
Ethik (Dr. Timo Sauer)
Entscheidungsprozesse spielen eine immense Rolle in der palliativen Phase. Da hier Kommunikation von zentraler Bedeutung ist, erfüllen Psychologen hierbei wichtige Aufgaben – sei es in der Begleitung von Patienten, von Angehörigen oder auch des Teams. So werden Grundbegriffe der Ethik besprochen, die gesetzlichen Grundlagen der Patientenverfügung und der Sterbehilfe vermittelt und anhand von Fallbeispielen diverse Fragestellungen erörtert.
Neben der Vermittlung von Wissen, dem Erfahrbarmachen durch Selbsterfahrung und der Selbstreflexion stellt diese Weiterbildung natürlich auch ein Forum für kollegialen Austausch dar, den Psychologen im Palliativbereich als „Einzelkämpfer“ im Berufsalltag selten haben.