Nokan – Die Kunst des Ausklangs

Japan, 2008
Regie: Yōjirō Takita
Darsteller: Masahiro Motoki, Ryōko Hirosue, Kazuko Yoshiyuki, Tsutomu Yamazaki

Hab eine gute Reise – wir alle sehn uns wieder!

Der Film lässt sich Zeit. Ebenso wie seine zwei Hauptprotagonisten, wenn sie voller Hingabe, Demut und Achtsamkeit einen Leichnam zeremoniell so zum Leben erwecken, dass bei den Hinterbliebenen das Essenzielle ihrer Verbindung zum Verstorbenen hervorgerufen wird. Diese Zuwendung zum Toten im Bemühen, dessen Individualität zu erfassen, löst bei den Trauernden zurückgehaltene Gefühle und verhärtete Positionen. So kann die Liebe wieder frei fließen und Versöhnung geschehen. Und dieses Berührtsein überträgt sich auch auf die Zuschauer.
Der Film lässt sich Zeit mit der Handlung, mit den Dialogen, mit den Schnitten, aber auch mit der Musik – die nie abgebrochen wird, sondern immer ausklingt und in Stille eingebettet ist. Trotzdem wird er nie langweilig, denn die Qualität dieses entschleunigten Gangs resultiert aus sorgfältiger Vorbereitung: Viele Jahre haben Hauptdarsteller Motoki und Regisseur Takita darauf verwendet, um Cello spielen zu lernen und im Bestattungsritual unterwiesen zu werden, haben Bestattungen beigewohnt, um sich in die Angehörigen hineinversetzen zu können.

Der Film ist aber weder eine Dokumentation, noch besonders schwer und dramatisch. Er ist eine liebevolle Hommage an das Leben, getragen von leisem Humor. Alle Personen im Film werden mit Respekt und Verständnis betrachtet, keine wird blosgestellt. So wird allen ihre Würde verliehen – gleich ob sie gerade gestorben oder schon lange tot sind, ob sie vergnügt oder verbittert sind, ob sie trauern oder das Leben genießen, oder ob sie noch gar nicht geboren sind.

(Jan Gramm)

Nokan
Bewertung: *****
Sehenswert!

 

 

 

 


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