Kriegskindergeneration

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Lange Zeit waren die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die deutsche Bevölkerung kein Thema. Die Deutschen waren die Täter und Schuld an dem Leid, das sie nicht nur über andere, sondern auch über sich selbst gebracht hatten. Das Psychoanalytiker-Ehepaar Mitscherlich diagnositizierte “die Unfähigkeit zu Trauern”. Die Deutschen waren mit dem Aufbau und mit der Verarbeitung der Schuld beschäftigt; sich selbst als Opfer zu sehen, war tabu.

Seit ca. 2002 ändert sich aber der Blick: Diejenigen, die während des Kriegs noch Kinder oder Jugendliche gewesen waren, haben Narben davongetragen. Die “Kriegskinder-Generation” – diejenigen, die in den Jahren kurz vor oder während des Krieges geboren wurden – haben wenig über ihre Traumatisierungen gesprochen, vielen waren diese selbst überhaupt nicht bewusst.
Neuere Forschungen zeigen, dass es bestimmte Muster gibt, die diese Generation kennzeichnen. Das Erleben von Flucht, Hunger, Bombenangriffen, der Anblick von Toten und Verwundeten, der Verlust von oder die ständige Angst um Angehörige haben Spuren im Denken, Fühlen und Verhalten hinterlassen. Und diese Muster haben sich systematisch auf die nächste Generation – die “Kriegsenkel” – ausgewirkt. Die Kriegsenkel beginnen nun, dieses Geschehen zu reflektieren. Es gibt viel Literatur zum Thema, Tagungen werden veranstaltet, Kriegsenkelgruppen gegründet, um die transgenerationalen Muster zu durchbrechen und sich aus Verstrickungen zu lösen.

In der Pallaitivversorgung treffen nun die Kriegskinder als Patienten auf die Kriegsenkel als Behandler.